Dienstag, September 09, 2008

Adam HaRishon - Teil 1

B"H

Das Buch "Sefer Adam HaRishon" enthält gleich auf seinen ersten Seiten eine bemerkenswerte Skizze. Gezeigt wird eine Thoraseite aus dem "Sefer Bereschit – Genesis", welche anhand der Thoracodes analysiert worden ist. In dem Teil, in dem es um die Beschreibung des Paradieses (Gan Eden) geht, finden wir mit Hilfe der Thoracodes 23 Bäume, welche offensichtlich im Paradies wuchsen. Gemeint sind hier die jüdischen Thoracodes, in dem nach einem ganz bestimmten Buchstabensystem vorgegangen wird. Zum Beispiel kann jeder fünfte Buchstabe aus dem Thoratext herausgenommen und analysiert werden.

Niemand kann den Begriff "Gan Eden" genau definieren.
War es nur eine rein spirituelle Welt ? Ein spirituelles Dasein von Adam und Chava (Eva) auf einem extrem hohen Seelenlevel oder handelte es sich beim Paradies tatsächlich um einen real existierenden Ort ?


Laut der Thoracode Analyze wuchsen im Paradies unter anderem folgende Bäume:
Der Dornenbusch, der Feigenbaum, die Dattelpalme, der Olivenbaum sowie der Tannenbaum.

In drei Wochen feiern wir das jüdische Neujahrsfest Rosh HaShana und da dieses Fest auch den Beginn der Menschheit symbolisiert, will ich einiges über Adam, den ersten Menschen, berichten. Adam wurde an Rosh HaShana erschaffen und die vorausgegangenen fünf Tage der Welterschaffung begannen am 25. des jüd. Monats Elul.

Und G – tt sprach: "Lasset uns Menschen nach unserem Bilde, uns ähnlich, erschaffen …"

Wieviele Fehlinterpretationen rankten sich in der Geschichte um den Thoravers "Lasset uns …".

"Uns". Wer ist "uns"? Wieso heißt es nicht "Ich" ? Ist G – tt nicht nur der einzige ewige alles beherrschende G – tt ? Und deutet das Wort "uns" nicht einen Plural an ?

Im Christentum meint man aus dem Wort "uns" die Trinität herauszulesen. Doch was aber ist die wahre Bedeutung ?

Wer wirklich letztendlich Adam erschuf, zeigt uns ein weiterer Thoravers auf:
"Und G – tt wird den Menschen erschaffen".

In Thoraübersetzungen findet sich sicher der Satz folgendermassen wieder:
"Und G – tt erschuf den Menschen".

Im hebräischen Original jedoch steht das Wort "erschaffen" in der Zukunftsform "ivra". Und dieses "ivra" bedeutet in der hebräischen Grammatik die Handlung EINER Person und NICHT MEHRERER Personen ! Demnach stellen wir anhand der Handlung in der Originalsprache fest, dass es tatsächlich nur G – tt alleine war, der Adam erschuf.

Das Buch "Sefer Adam HaRishon" zählt einige Kommentare zum Wort "uns" auf, doch werde ich in einem späteren Beitrag dazu die talmudischen Auslegungen wiedergeben, welche viel ausführlicher sind. Vorerst nur soviel, dass G – tt wie schon zuvor bei der Welterschaffung auch, bei der Erschaffung des Adam mit mehreren innerlichen Kräften gleichzeitig agierte. Und wenn es in dem Zusammenhang kommentiert wird, dass G – tt zu den Engeln sprach, dann stellt sich automatisch die Frage, was eigentlich mit "Engeln" gemeint ist. Vielerseits lautet die Antwort darauf, dass die Engel ein fester Bestandteil G- ttes sind. Seine unterschiedlichen Kräfte oder Sein Auftreten findet anhand von Metaphern, den Engeln statt. Die Engel sind also G – tt selber in unterschiedlichen Perspektiven und Handlungsweisen (siehe hierzu auch den Baal Shem Tov).

Wer war Adam HaRishon ? War er erst von spiritueller Gestalt und nahm zusammen mit seiner zweiten Frau Chava Materie und Form an als beide aus dem Paradies flogen und in die irdische Welt gesandt wurden ? Was waren die berühmten Kleider des Adam und seiner Frau ? In der Thora lesen wir, dass G – tt die Kleidung eigens für die Beiden machte ?

In der Midrash und in der Kabbalah gibt es Unmengen von Meinungen zum Thema und es wäre möglich, ein ganzes Buch darüber zu schreiben. Auch lesen wir in der Midrash, dass die Kleidung, welche G – tt nach dem Vergehen mit dem "Baum der Erkenntnis – Etz HaDa'at" für die Beiden herstellte, sich aus allem möglichen Material zusammensetzte. Diese Kleidung war es, die Adam auch noch in der irdischen Welt ungewöhnliche Kräfte und Fähigkeiten verlieh. Des Weiteren heißt es, dass die Kleidung von Generation zu Generation weitergegeben wurde und Noach diese sogar mit in die Arche nahm. Nach der Flut wurde das Gewand von Noachs Sohn Ham gestohlen, kam dann im laufe der weiteren Geschichte zu Nimrod, danach zu Esav, der Nimrod umbrachte und gleich darauf spielte das Gewand eine entscheidende Rolle bei jenem Ereignis be idem sich Yaakov als sein Bruder Esav ausgibt und so den Segen des Erstgeborenen von Vater Yitzchak erhält. Wenig später verliert sich die Spur der Kleidung des Adam.

Als Adam HaRishon erschaffen wurde, kam er in eine perfekte Welt, die da "Gan Eden – Paradies" genannt wurde. Wer von uns wünscht sich das heutzutage nicht herbei. Ein Paradies in dem alles im Überfluß zu haben ist. Keine Sorgen, keine Nöte, allen geht es gut und G – tt ist auch immer da. Versetzen wir uns jedoch einmal in die Lage des Adam. Plötzlich wurde er vom Staub des Tempelberges (Har HaMoriah) erschaffen und sitzt im Paradies. Wer ist er ? Woher kommt er ? Er weiß es nicht und kennt nur G – tt. Viel später wurde Adam sogar von den folgenden Generationen gehänselt, denn sie machten sich über ihn lustig, weil er der Einzige auf der Welt war, der keinen Vater hatte.

Bei seiner Erschaffung heißt es ebenso in der Thora:

"Er (G – tt) erschuf sie – Bara OTAM".

Das Wort "sie - OTAM" weist hier auf den Plural hin !
Jüdische Kommentatoren lesen hier heraus, dass es sich nicht nur um einen erschaffenen Menschen, nämlich Adam handelte, sondern um zwei Leute, die am Rücken miteinander verbunden waren. Gemeint ist hier außer Adam dessen erste Frau Lilith. Um Lilith ranken sich ganze Kommentare und auch in der Kabbalah (z.B. im ZOHAR) nimmt Lilith ihren Platz ein. Als nicht besonders nette Person, deren Namen wir eigentlich gar nicht aussprechen sollten. Vor einiger Zeit las ich irgendwo im Internet, dass es in Deutschland Eltern gibt, die ihre Töchter Lilith nennen. Sie hätten kaum einen schlimmeren Namen für ihre Kind auswählen können.

Nachdem Lilith schnell verbannt worden war, kam es zur Erschaffung Chavas (Evas).

Ein großes wichtiges Thema nehmen in der Kabbalah die vielen verschiedenen Seelen des Adam HaRishon ein. Unter anderem wird gesagt, dass Adam alle Seelen dieser Welt. Er selber war mit den allerhöchsten Seelen (Chaya und Yechidah) aus den obersten spirituellen Welten ausgestattet. Was genau diese beiden Seelenzustände bedeuten, können wir heute kaum mehr definieren. Sicher ist, dass sie ihm ewiges Leben verliehen und eine für uns heutzutage unfaßbare, unerklärbare, Weisheit. Sowohl Chaya als auch die Yechidah verschwanden sofort aus Adams Innerem als er am Baum der Erkenntnis (Etz HaDa'at) sündigte. Als die Israeliten viele Jahre später am Berg Sinai standen und die Thora erhielten, da kamen gerade sie auf den höchsten Seelenzustand zurück. Mit der Vergabe der Thora wurden sie für kurze Zeit unsterblich und perfekt. Doch alles fand sein Ende mit dem Bau des Goldenen Kalbes.

Obwohl die Pflanzenwelt schon vor Adam erschaffen worden war, so war sie dennoch nicht aktiv. Adam verstand das und begann um Regen zu beten. Erst als es regnete, wuchsen die Pflanzen richtig und gaben Früchte. Adams und Chavas Aufgabe bestand darin, G – tt zu dienen und seine für sie wenigen Gebote zu erfüllen: Seid fruchtbar und mehret Euch" und "Eßt nicht vom Baum der Erkenntnis". Trotzdem das Adam und Chava im Paradies lebten, war nichts selbstverständlich für sie und sie waren gezwungen zu beten, wenn die ihre Bedürfnisse befriedigt wissen wollten (wie der Regen, der die Pflanzen Früchte tragen läßt). Schon diese Tatsache allein können wir von den beiden ersten Menschen lernen. Ein Zustand, an dem sich bis heute nicht verändert hat und wir genauso zu G – tt beten sollen.

___________________________

Quellen:

"Sefer Adam HaRishon"



In Kürze folgt Teil 2 !

Der Fall von Adam und Chava und ihr Rausschmiß aus dem Paradies

4 Kommentare:

  1. Anonym2:44 PM

    Hi, Miriam:
    ich bin leider noch ncith dazu
    gekommen deinen ganzen artikel
    durchzulesen aber eine frage hab
    ich schon mal, du schreibst:

    "Und wenn es in dem Zusammenhang kommentiert wird, dass G – tt zu den Engeln sprach, dann stellt sich automatisch die Frage, was eigentlich mit "Engeln" gemeint ist. Vielerseits lautet die Antwort darauf, dass die Engel ein fester Bestandteil G- ttes sind. Seine unterschiedlichen Kräfte oder Sein Auftreten findet anhand von Metaphern, den Engeln statt. Die Engel sind also G – tt selber in unterschiedlichen Perspektiven und Handlungsweisen"

    Aber würde das ncith bedeuten sich
    ein bild zu machen? wohl kaum.
    aber wie soll man das verstehen?

    Jakobo

    AntwortenLöschen
  2. B"H

    Wieso sollte es bedeuten, sich ein Bild zu machen ?

    G - tt ist ein einziges, unendliches allumfassendes Wesen ohne Form und Materie. Ein Wesen, welches sich unserer menschlich begrenzten Vorstellungskraft vollkommen entzieht.

    Und dieses unendliche Wesen besitzt verschiedene Kraefte, mit denen es handelt.

    Was immer hier auch Kraefte heissen mag, denn die Kabbalah gibt uns nur symbolisch gesehen eine Vorstellung von G - tt.

    So gesehen mache ich mir absolut kein Bild von G - tt. Laut dem Talmud sind uebrigens jegliche Engelsbilder (wie auf nichtjued. Gemaelden) absolut verboten.
    Jetzt koennte die Frage kommen, warum denn dann auf dem "Aron HaKodesh - der Bundeslade) zwei Cheruvim standen. Aber das ist ein anderes kompaktes Thema.:-))))

    Hier ein paar Links zu G - ttes "Dasein":

    http://tsafedkabbalah.blogspot.com/2008/05/gedanken-zur-meditation.html

    http://tsafedkabbalah.blogspot.com/search/label/Ein%20Sof

    AntwortenLöschen
  3. Anonym11:31 PM

    Hi, Miriam:

    Es ist etwas schwierig für mich
    das schriftlich zu diskutieren.. was
    ich meine war eher. es ist mir schon
    klar dass man sich kein bild machen
    darf und das aufgemalte engel
    verboten sind. wenn ich sage
    dass die engel ein bestandteil g-ttes
    sind und sie g-tt selber in unterschiedlichen perspektiven und
    handlungsweisen sind. wann und
    womit begebe ich mich in gefahr
    mir ein bild zu machen? ich kann
    mir ncith vorstellen dass es einen
    fließenden übergang gibt also muss
    es sich da um zwei verschiedene
    dinge halten, dich ich aber gerade
    nicht klar sehe.

    hmm... weis nicht ob jetzt klarer
    ist was ich meine?

    jakobo

    Ps.: ich hatte aber noch keine
    zeit deine links zu lesen, nur
    vorab.

    AntwortenLöschen
  4. B"H

    Ich habe keine Ahnung, ob ich Dich verstehe, aber versuchen wir es einfach einmal.:-)

    Ein Bild beginnt immer dann, sowie ich mir G - tt bildlich vorstelle. Sobald ich mir einen G - tt aufzeichne (male) oder mir eine Statue mache. G - tt ist keine Person und sollte auch nicht menschlich dargestellt werden.

    Bei den Engeln ist es aehnlich. Sie sind G - ttes innere Kraefte und erscheinen nicht als Person. Selbst wenn man aus der Thora oder dem Propheten Yechezkel manchmal so den Eindruck bekommt, doch dort wird mit Metaphern gearbeitet.

    Ich wuesste auch nicht, wo ein fliessender Uebergang sein sollte.

    AntwortenLöschen