Freitag, Juli 29, 2011

Parashat Maasei - פרשת מסעי


 Gesehen in Jerusalem

Photo: Miriam Woelke


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat


"Dies sind die Stationen der Kinder Israels, welche unter der Führung von Moshe und Aharon aus dem Land Ägypten kamen".

Das Wort "Stationen" findet man in der englischen Übersetzung mit dem Wort "Reisen - Journey". Ich jedoch lege mich auf das Wort "Stationen" fest, da eben dies im Deutschen besser klingt und insgesamt den gleichen von der Thora beabsichtigten Sinn ergibt.

Nach der extrem kurzen Einleitung werden uns sogleich die 42 Stationen der Israeliten nach ihrem Auszuge aus Ägypten aufgelistet. Diese Auflistung geschieht nicht zum ersten Mal, denn sobald die Israeliten von einem Ort zum anderen zogen, berichtet uns die Thora davon. Warum also wird in der Parashat Maasei nochmals alles zusammen aufgelistet ?

Der Schüler des Baal Shem Tov, Rabbi Yaakov Yosef von Polonoye (Polna) vergleicht die Liste der Stationen mit Avraham. In der Parashat Lech Lecha befahl G - tt dem Avraham in ein anderes Ihm auserwähltes Land zu gehen. Lech Lecha heißt wörtlich übersetzt: "Geh zu dir selbst. Suche deinen eigenen Weg und deine Lebensaufgabe". 

Der Baal Shem Tov selber sah die 42 Stationen in der Wüste genauso als unsere privaten Lebensstationen von der Geburt bis zum Tod. Symbolisch vergleicht er die Auszug aus Ägypten mit dem der "Auszug des Neugeborenen aus dem Mutterleib". Hinterher reist jeder Mensch in seinem Leben von Station zu Station.

Die 42 Stationen sind somit auch unsere Lebensstationen. Auch wir bewegen uns in unserem Leben von Level zu Level und bleiben nie irgendwo stehen. Es gibt immer Ups und Downs, die wir bewältigen müssen. Unser Endziel sollte sein, sich weitgehend vom Materialismus etwas loszusagen und sich auf mehr Spiritualität zu konzentrieren. Wir haben die Macht, unseren Level selbst zu bestimmen, indem wir richtige oder falsche Entscheidungen treffen. G - tt stattete uns mit einem eigenen Willen aus und wir sollten am besten wissen, wie diesen Willen einsetzen.

Der berühmte Thorakommentator Ohr HaChaim unterteilt die Stationen der Israeliten in zwei verschiedene Kategorien ein: Die erste davon sind die Stationen, welche die Israeliten im ersten Jahr vor dem g – ttlichen Urteil (nach dem Vergehen der Spione) durchliefen. Die zweite Kategorie sind demzufolge die Stationen, welche die Israeliten nach dem g – tlichen Urteil noch weitere Jahre durch die Wüste gehen müssen, durchliefen. 

In der Kabbalah gelten die 40 Jahre der Wüstenwanderung als eine Art Reinigungsprozeß der Seele (Neshama). Jede einzelne Station sollte symbolisch ein inneres Wachstum darstellen. Der Weg zur eigenen Perfektion im Handeln, Glauben sowie der Spiritualität. Wer will, der kann die Wüste als riesige Mikweh (Ritualbad) betrachten, aus der man Tahor (rein) hervorkommt und somit ins Land Israel geführt wird.

Die Midrash Rabbah nennt einen weiteren Grund, warum Parashat Maasei eine Liste der einzelnen Stationen aufführt. Niemals soll vergessen werden, welche Wunder G – tt für uns vollbracht hat. Vom eigentlichen Auszug aus Ägypten bis hin zum Manna, dem Brunnen Miriams oder den Wundern des Mischkans (Tabernakels).

Ursprünglich hatte G – tt geplant, die Israeliten nach der Gabe der Thora an sie sofort nach Israel zu führen. Doch dies schlug fehl, denn einige von ihnen entschieden sich, ein Goldenes Kalb anzubeten. Alles aus war dann nach der Rückkehr der Spione und dem einsetzenden Jammern vieler Anwesender. Man begann an G – tt zu zweifeln und trotz all der Wunder fand alles ein klägliches abruptes Ende. Die Generation mußte ausgewechselt werden und eine neue entstand innerhalb der vierzig Jahre. Die Kabbalah sieht einen Zusammenhang zwischen der Generation Noachs, jener des Turmes von Babylon, jener von Sodom und jener Generation, welche durch die Wüste wanderte. Alle haben dieselben Seelenwurzeln und wurden in jeder hier genannten Generation neu reinkarniert, um sich endlich zu perfektionieren. Und immer wieder schlug alles fehl, weil die Betroffenen ihren freien Willen zu Negativem benutzten. Und immer wieder wurde weiter reinkarniert, damit die Generation sich eines Besseren besinnt und so die eigene Seele perfektioniert.

Wie perfektionieren ?

Anhand der Einhaltung von Thoramitzwot erreiche ich eine allmähliche Perfektion, die mich immer näher an G – tt heranführt (Devekut). Genauso zu diesem Zweck wurden wir ursprünglich erschaffen, selbst wenn wir dies heute vor lauter Moderne nicht mehr sehen wollen bzw. nur allzu schnell und gerne vergessen.
Die 42 Wüstenstationen sind keine nette antike Story, sondern wie die Israeliten damals, durchlaufen wir dieselben Stationen in unserem Leben. Unser Weg zur Perfektion und danach oder sogar vorher soll Meshiach kommen. Vielleicht sollten wir aus den Fehlern der Israeliten lernen …..


Parashat Maasei ist zugleich die letzte Lesung aus dem Buch Numeri (Sefer BaMidbar) und am kommenden Schabbat beginnen wir in den Synagogen mit dem Sefer Devarim (Deuteronomy). Am Montag kommender Woche feiern wir den Beginn des Monat Av und treten damit, kurz vom dem Fasten - und Trauertag 9. Av (Tisha be'Av) in eine erweiterte Trauerphase um die beiden ehemaligen Jerusalemer Tempel. 

Schabbat Schalom und einen erfolgreichen und gesunden Monat Menachem Av.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen